In Vorbereitung auf den Ironman in Glücksburg und weil ich es meinem besten Kumpel Matze schon ne Weile versprochen hatte, fuhr ich gut vorbereitet und voller Vorfreude am Freitag nach Freiburg.
Freitag abend beim Nils auf dem Balkon noch eine kleine Party mitnehmend, genossen wir den Samstag bei Material-Vorbereitung, Beachvolleyball, Basketball und strahlendem Sonnenschein. Die Startunterlagenausgabe und Pasta-Party verlief reibungslos, für die Kirchzartener ist es immerhin die 15.Austragung des Rennwochenendes und davon mehrere mit Deutschen Meisterschaften.
Bei spannendem Fußball aus der EM Gruppe A, füllten wir die letzten Kraftreservern mit leckerstem Frucht-Smoothie auf und besprachen die „Taktik“.
Am Sonntag morgen dann der übliche Stress, ein wenig Verzögerung, dann leichte Panik und am Ende trotzdem rechtzeitig vor dem Start an der Linie stehen. Das Wetter versprach 26°C und morgens noch etwa Wolken, ideale Bedingungen.
7:50 startet unser Block mit ca. 50 Teilnehmer auf die 3150 Höhenmeter verteilt über 117km. Nach gut 30 sek lockerem Einradeln verabschiedete ich mich von Matze, der die ganze Sache erstmal defensiv angehen wollte. Mir gab er den Tipp nicht zu schnell loszulegen… 🙂
Ich versuche es mal zusammenzufassen:
- 900m hoch, dabei das Feld von hinten aufrollen
- oben am ersten Berg feststellen das gerade mal 1h rum ist und die Beine schon meinen „langsamer, bitte“
- mit 75km/h gen Tal rauschen aufgefädelt wie an einer Parlenkette, dabei die Einheimischen bewundern wie die bei der Abfahrt noch überholen. Ich hab gern mal gebremst!
- dann weiter über Stock und Stein, Schotterpassagen, Waldwege mit Wurzeln, breite Forststraßen jeweils in allen Neigungswinkeln
- bei einer von zwei Passagen mit sicher locker 20% Steigung versuche mal wieder solange wie möglich im Sattel zu bleiben, was mich dabei bestärkt sind die Kenner der Überholten die feststellen das ich ne Rennradkassette hinten drauf habe, ich bedauere das da gerade 😉
- am zweiten Berg das erste mal Ernst: Abfahrt mit 65km/h und blöderweise die Ideallinie verlassen. Mein Riesenglück die Bremsen greifen und ich kann mit Hilfe der Blätter und Gestrüpp verlangsam, trotzdem kracht es und ich schiesse am Abhang in den Wald. Irgendwann muss ich mal ne Katze gewesen sein, denn ich hole mir nur ne Kratzer am Bein und ein paar Prellungen + Abschürfungen. Saumäßig Schwein gehabt!!!
- Mit ordentlich Adrenalin schwöre ich mir a) zu bremsen wenn nötig und b) volle Konzentration auch in den Abfahrten.
- Die Etappen heißen Hinterzarten, Titisee, Todtnau und ich sehe unterwegs Berge und Türme die ich bislang eher erwandert habe
- Unzählige Helfer sorgen unterwegs dafür das an jeder der 7 Verpflegungsstationen alles was man braucht vorhanden ist und den Weg zu den Sportlern findet, DANKE dafür!
- ab Kilometer 80 Frage ich mich „Wie lange und weit noch?“ und „Wie will Matze das schafffen?“ und bin im Motivationstief. Glücklicherweise sind es die anderen um mich herum auch. Es herrscht Ruhe und die Fans an der Strecke muntern auf.
- meine Erinnerung an den Streckenplan (den es auch für die Trikotasche gibt, ich aber nicht draufschauen will) sagen mir ab KM100 geht es bergab… dort angekommen feiere ich kurz, merke dann aber schnell die Glättung der Darstellung versteckt einige giftige Anstiege und Abfahrt
- Als dann aber an der letzten Verpflegung 15km vor dem Ziel) die theoretische Chance auf ein Rothaus Tannenzäpfle (Alkoholfrei!) besteht, weiß ich: Weit ist es nicht mehr!
- Es geht noch einmal mit 85km/h und einem Einheimischen vor mir die Bergstraße hinunter und dann taucht am Horizont das Stadion auf.
- Drei Holzrampen und die XC-Sprint-Strecke der DM vom Vortag später stehe ich im Ziel!
5:52h auf der Zielzeit, 19,93km/h Durchschnittsgeschwindigkeit, Platz ??? und sichtlich gezeichnet von den Strapazen gilt es herauszufinden ob Matze seiner Taktik folgend ganz in Ruhe die Kilometer abspult. Coolerweise kann man direkt bei der Zeitnahme im Computer schauen. Mir bleibt etwas Zeit für Duschen, Essen und Massage und der Zufall will es das ich exakt als Matze auf die Zielgerade kommt an den Zaun trete.
Wir sind Ultras und mit knapp 5000 anderen Teilnehmern auf den 5 Strecken (von 40-117km) überglücklich!
PS: Am Abend lassen wir das Großereignis beim Deutschland-Spiel ausklingeln und jetzt gerade geht es zurück nach München (mit dem Bus und der hat WLAN!)